Als ich nach meinem kurzem erzgebirgischem Intermezzo (mit den beiden herrlichen Orgeln von Silbermann 1723 und Oehme 1788 in den "Dienst-Kirchen") im Jahr 2000 nach Rauenberg kam war mir eines schnell klar: die 1953 aus viel Altmaterial zusammengebastelte Hess-Orgel wird bis zum hundertjährigen Jubiläum des 1907-1910 erbauten "Dom des Angelbachtals" nicht mehr durchhalten. Mit gerade mal 26 Registern war es auch recht schwierig, den Raum zu füllen oder eine große Festtagsgemeinde beim Gesang zu führen.

So bot sich mir als Student die tolle Gelegenheit, an einer Orgel für den rund 1000 Menschen fassenden Kirchenraum mitzuplanen: mit dem erzbischöflichen Orgelinspektor G. Weithoff (damals Bezirkskantor in Eberbach, heute Diözesan-Kirchenmusik-Direktor in Freiburg) zusammen eine Ausschreibungs-Disposition entwerfen* (der Ordner mit Ideen steht gut gehütet im Schrank) und fünf Orgelbauwerkstätten für eine beschränkte Ausschreibung auswählen**. Danach "ereilte" mich der Ruf an die Wimpfener Ritterstiftskirche, ich blieb dem Projekt aber eng verbunden.

Die Wahl der Kirchengemeinde fiel auf Orgelbaumeister Karl Göckel, der hier sein Opus 60 vollendete. Die Orgelweihe war am Sonntag Christkönig 2005, das erste Orgelkonzert am 22. Januar 2006. Ein wahrlich tolles Gefühl, wenn eine neue Orgel genau so klingt, wie man es sich bei der Niederschrift des Dispositions-Entwurfs vorgestellt hat!

 

Grand Orgue, I, C-a³

Corno dolce 16´

Principal 8´

Gemshorn 8´

Flûte harmonique 8´

Prestant 4´

Doublette 2´

Mixtur V-VI 2´

Cornet III-V

Trompette 8´

Positif, II, C-a³

Bourdon 8´

Salicional 8´

Prestant 4´

Rohrflöte 4´

Sesquialter II

Flageolet 2´

Larigot 1 1/3´

Mixtur III-IV 1 1/3´

Cromhorne 8´

Tremulant

Récit, III, C-a³

Gambe 8´

Flûte traversière 8´

Bourdon 8´

Voix céleste 8´

Flûte octaviante 4´

Nazard 2 2/3´

Octavin 2´

Tierce 1 3/5´

Basson 16´

Trompette harmonique 8´

Hautbois 8´

Tremulant

Pedal, C-f´

Flûte 32´ (ext.)

Flûte 16´

Soubasse 16´

Flûte 8´ (ext.)

Bombarde 16´

Trompette 8´ (ext.)


 

Koppeln: II-I (mechanisch oder elektrisch), III-I, III-II, I-P, II-P, III-P, III-I 16´, II-I 16´, III 16´, III 4´ (alle elektrisch)

mechanische Traktur, elektronische Registratur, Setzer


Weiterlesen auf der Seite von Orgelbau Göckel

Viele Bilder vom Orgelbau und Orgelweihe auf der Seiter Kirchengemeinde

 

*Fußnote - eine kleine Geschichte am Rande: Als es in Richtung ausschreibung ging, setzten wir uns die Aufgabe, jeder entwirft eine Disposition mit 35 Registern, dann setzen wir uns zusammen. Mein Entwurf zielte von Anfang an darauf ab, sehr reich besetzte Manualwerke zu haben und dem Pedal zunächst reine Bassfunktion zukommen zu lassen. Das notwendige "Klein-Pedal" kann z. B. aus dem Schwellwerk gekoppelt werden. Mein Vorbild dabei war die wenige Jahre zuvor gebaute Rensch-Orgel in Laupheim (und die Heintz-Orgel in Buldern). Da wir ein solches Konzept beide jedoch nur aus der "Theorie" kannten machten wir uns an einem Mittwochnachmittag auf nach Laupheim (200 km), testeten ein Stunde lang die dortige Orgel und kehrten spät Abends heim mit der Erfahrung, dass es funktionieren kann und dass wir es so (s.o.) planen.

 

**Fußnote: Die Wege führten weit - u. a.:

In den Schwarzwald, wo sich ein gestandener Elsässer Orgelbaumeister bei Löwenzahnsalat und elsässer Weißwein im Garten dazu hinreißen lies, über eine Doppeltraktur (also mechanische Registratur mit zusätzlich eingreifenden Magneten und Setzerkombinationen) nachzudenken, obwohl er seit Werkstattgründung 1975 nur rein mechanische Orgel baute.

Nach Passau, wo ich mir bei der Heimfahrt nach dem Hören der Orgelnacht an einem Granit-Randstein einen Autoreifen ruinierte - Danke für die schnelle Hilfe!

In einer Auto-Nacht-Fahrt nach Bad Gandersheim (wo ich einen Tinnitus vermutete, das Pfeifen aber vom Wecker im Kofferraum meines Ford Fiesta kam), um dann mit eigenen Ohren herauszufinden, wieso diese Orgel und ihr Erbauer mit dem Titel "Bester Handwerker Frankreichs" ausgezeichnet wurde.

 

Die alte Orgel (1953-2005):